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Kapselendoskopie

Was ist eine Kapselendoskopie?

Bei der Kapselendoskopie werden Teile des Verdauungstraktes mit Hilfe einer Videokapsel untersucht, die Aufnahmen vom Inneren der Verdauungsorgane macht. Dabei schluckt der Patient eine Kapsel von der Größe einer Vitamintablette. Die Kapsel ist mit ein oder zwei Kameras, Lichtquelle sowie einem kleinen Sender ausgestattet und durchläuft das gesamte Verdauungssystem. Dabei filmt sie den zu untersuchenden Abschnitt, etwa den Dünndarm oder den Dickdarm, und sendet die Aufnahmen an einen Datenrekorder, den der Patient bei sich trägt. Anschließend werden die Bilder vom Arzt ausgewertet.
Die Kapselendoskopie ist die einzige nicht invasive Möglichkeit, den gesamten Dünndarm von innen zu betrachten. Im Gegensatz zur virtuellen Endoskopie mittels Computertomographie kommt es bei der Kapselendoskopie zu keiner Strahlenbelastung. Erst die Einführung der Kapselendoskopie erlaubte eine genaue, verbesserte Diagnosestellung bei vielen Dünndarmerkrankungen.

Kapselendoskopie

Prinzip

Je nachdem, ob die Speiseröhre, der Dünndarm oder der Dickdarm untersucht werden soll, stehen verschiedene Kapseltypen für die Endoskopie zur Verfügung. Aufgrund des sehr großen Blickfeldes und der hohen Auflösung der eingebauten Kamera(s) können Veränderungen im Inneren des Verdauungstraktes gut erfasst werden. Lichtquellen an der Kapsel sorgen für eine ausreichende Beleuchtung im Inneren des Körpers. Über Funk sendet die Kapsel die aufgenommenen Bilder an Sensoren, die sich außen am Körper des Patienten befinden. Die Daten werden von einem Rekorder aufgezeichnet, den der Patient an einem Gürtel trägt. Aufgrund der Ausrichtung der Sensoren am Körper lässt sich die aktuelle Position der Kapsel näherungsweise bestimmen.

Nachdem der Patient die Endoskopiekapsel geschluckt hat, aktiviert sich die Kapsel und sendet ihre Aufnahmen. Die Kapsel wird auf ihrem Weg durch das Verdauungssystem allein durch die Peristaltik bewegt. Hat die Kapsel den zu untersuchenden Abschnitt passiert, werden dem Patienten die Sensoren sowie der Rekorder abgenommen. Die Daten werden auf einen Computer übertragen und können vom Arzt mit einer speziellen Software ausgewertet werden. Die Kapsel wird auf natürlichem Weg ausgeschieden.

Kapselendoskopie

Durchführung

Voruntersuchung

Bei Patienten, bei denen der Verdacht auf eine Verengung des Dünndarmes vorliegt, wird zunächst die Durchgängigkeit des Verdauungstraktes untersucht. Dazu wird dem Patienten eine spezielle Kapsel verabreicht, die in Form und Größe mit der Endoskopiekapsel identisch ist, die sich jedoch nach etwa 30 Stunden aufzulösen beginnt. Im Inneren dieser Kapsel befindet sich eine Radiofrequenzspule, die von außen von einem Scanner erfasst werden kann. Der Patient erhält diese Kapsel zur Voruntersuchung in der Regel am Morgen. Am Nachmittag des Folgetages wird gescannt, ob die Kapsel den Dünndarm passiert hat. Falls die Ausscheidung der Kapsel bemerkt wurde, erübrigt sich das Scannen. Wenn die Voruntersuchung erfolgreich war, folgt die eigentliche Kapselendoskopie.

Dünndarm-Kapselendoskopie

Wie bei anderen endoskopischen Untersuchungsmethoden, muss bei einer Kapselendoskopie des Dünndarms sichergestellt werden, dass der Darm leer ist. Daher sollte der Patient am Vorabend der Untersuchung eine Flüssigkeit zur Reinigung des Darms trinken. Zur Untersuchung selbst kommt der Patient nüchtern. Nachdem die Sensoren und der Gürtel mit dem Rekorder angelegt wurden, nimmt der Patient die Endoskopiekapsel wie eine Tablette mit einem Glas Wasser ein. Anschließend kann der Patient die Praxis oder die Klinik verlassen. Nach etwa einer Stunde wird kontrolliert, ob die Videokapsel bereits den Magen passiert hat. Ist dies der Fall muss der Patient erst am Ende der Untersuchung, nach etwa 9 Stunden, in die Klinik oder Praxis zurückkehren.
Während dieser Zeit kann sich der Patient völlig frei bewegen und könnte auch zur Arbeit gehen. Nach 2 Stunden kann der Patient in Maßen klare Flüssigkeiten ohne Kohlensäure (z.B. stilles Wasser, Tee) zu sich nehmen, rote Flüssigkeiten und Milch-Getränke würden die Aufnahmen hingegen stören. 4 Stunden nach Beginn der Untersuchung ist die Einnahme einer kleinen Mahlzeit (z.B. klare Brühe mit etwas Brot) sowie von Tabletten erlaubt.
Nach Rückkehr des Patienten in die Praxis oder die Klinik, werden die Sensoren und der Datenrekorder abgenommen. Die aufgenommenen Bilder können dann mittels eines speziellen Programms am Computer ausgewertet werden.
Die Endoskopie-Kapsel wird auf natürlichem Wege ausgeschieden und kann entsorgt werden.

Dickdarm-Kapselendoskopie

Die Untersuchung des Dickdarms mit Hilfe der Kapselendoskopie läuft für den Patienten ähnlich ab wie die Untersuchung des Dünndarms. Bei der Dickdarm-Untersuchung per Videokapsel ist allerdings - genau wie bei einer Spiegelung des Dickdarms (Koloskopie) - die komplette Darmentleerung mit Hilfe einer Abführlösung am Vortag für die Qualität der Aufnahmen besonders wichtig.
Für die Dickdarm-Aufnahmen wird ein anderer Kapsel-Typ als bei der Dünndarm-Untersuchung verwendet. Diese verfügt über 2 Kameras und kann dadurch nach vorne und nach hinten Bilder aufnehmen. Außerdem trinkt der Patient während der Passage der Kapsel 1- bis 2-mal eine spezielle Flüssigkeit, damit die Kapsel schneller den Dickdarm erreicht.


Kapselendoskopie der Speiseröhre

Die Untersuchung der Speiseröhre mittels einer Endoskopiekapsel geschieht in der Praxis oder der Klinik ohne besondere Vorbereitungsmaßnahmen. Unmittelbar vor der Einnahme der Kapsel wird eine Flüssigkeit zur Reinigung der Speiseröhre verabreicht. Die ersten Minuten nach dem Schlucken der Kapsel verbringt der Patient liegend und nimmt langsam weitere Schlücke Wasser zu sich. Danach kann der Patient aufstehen und herumgehen. Nach 25 Minuten ist die Bildaufzeichnung abgeschlossen

Kapselendoskopie

Anwendung

Dünndarm-Kapselendoskopie

Die Dünndarm-Kapselendoskopie wird in Ergänzung zu anderen Methoden zur Diagnosestellung bei unklaren Blutungen des Dünndarms sowie zur Abklärung bei Verdacht auf Morbus Crohn, Tumoren, Polypen oder Zöliakie eingesetzt. Die Methode ist das bevorzugte Verfahren zur Untersuchung des Dünndarms bei bestimmten Fragestellungen. Patienten mit Erkrankungen des Dünndarms haben sehr häufig eine lange Leidenszeit, bevor ihre Erkrankung erkannt und entsprechend behandelt werden kann.
Bei ambulanter Durchführung der Untersuchung erstatten die privaten Krankenkassen die Kosten bei der Indikation „unklare Blutung im Darm" („unklare intestinale Blutung") ohne vorherigen Antrag. Bei anderen Indikationen ist eine vorherige Abklärung mit der Kasse nötig.
Seit kurzem gibt es eine allgemein gültige Abrechnungsziffer für die Private Krankenversicherung – das heißt, alle privaten Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Kapselendoskopie „bei unklarer gastrointestinaler Blutung, nach vorhergegangener Endoskopie des oberen und unteren Gastrointestinaltraktes“.
 Die Bewertung führt zu Kostenerstattungen je nach Schwere des Falles zwischen EUR 1.100 und 1.300.

Nach jahrelangem Tauziehen ist es endlich soweit: Die längst international anerkannte Kapselendoskopie kann bald auch von niedergelassenen Gastroenterologen für Versicherte der gesetzlichen Krankenkassen angeboten werden.??"GKV-versicherte Patientinnen und Patienten, bei denen Blutungen des Dünndarms mit unklarer Ursache festgestellt wurden, können künftig eine Kapselendoskopie als Leistung der Gesetzlichen Krankenversicherung beanspruchen. Das hat das für die Zulassung von GKV-Leistungen zuständige Gremium in Berlin beschlossen“, heißt es beim Berufsverband der niedergelassenen Gastroenterologen (bng) ?

Dickdarm-Kapselendoskopie

Eine mögliche Indikation für die Durchführung einer Dickdarm-Kapselendoskopie ist die Darmkrebsvorsorge und -früherkennung. Im Vergleich zur herkömmlichen Darmspiegelung verursacht die Kapselendoskopie keinerlei unangenehme Empfindungen oder Schmerzen. Allerdings ist die Darmvorbereitung identisch, und die Koloskopie wird üblicherweise mit einer Spritze angeboten, die Unannehmlichkeiten reduziert bzw. ausschließt. Nach der gegenwärtigen Datenlage liegt die Genauigkeit der Kapselendoskopie noch unter derjenigen der Koloskopie. Aufgrund der Patientenfreundlichkeit könnte sie zukünftig eine Alternative für Personen darstellen, die eine herkömmliche Koloskopie ablehnen oder bei denen diese nicht durchgeführt werden kann. Dadurch könnte sie dazu beitragen die bisher leider viel zu niedrige Akzeptanz der Darmkrebsvorsorge zu erhöhen. Zu beachten ist jedoch, dass die Kapselendoskopie ein rein diagnostisches Verfahren ist und im Gegensatz zur herkömmlichen Koloskopie gefundene Darmpolypen nicht direkt abgetragen werden können. Dies bedeutet, dass im Falle einer Gewebeentnahme oder Polyp-Entfernung eine konventionelle Koloskopie angeschlossen werden muss.
Weitere Anwendungsgebiete für die Zukunft könnten Risikopatienten sein, die beispielsweise Blut verdünnende Medikamente einnehmen, oder Erkrankungen, die eine konventionelle Koloskopie nicht oder nur mit hohem Risiko zulassen.
Die Übernahme der Kosten ist von den Krankenkassen noch nicht geregelt. Versicherte sollten nach Beratung mit ihrem Arzt diese Frage am besten vor der Untersuchung direkt mit ihrer Krankenkasse klären.

Kapselendoskopie der Speiseröhre

Im Falle der Speiseröhre ist die Kapselendoskopie eine nicht-invasive, patientenfreundliche Alternative zu anderen Untersuchungsmethoden, speziell bei Verdacht auf Krampfadern der Speiseröhre (Ösophagus-Varizen) und zur Diagnose von Zellveränderungen, die mit einem erhöhten Krebsrisiko einhergehen (Barrett-Syndrom). ?

Verfügbarkeit:

Die Kapselendoskopie ist derzeit in 33 Ländern der Welt verfügbar und wurde bisher bei ca. 145.000 Patienten angewendet. In den USA und einigen Ländern Europas (z.B. Österreich, Schweiz, Dänemark) wird sie, zum Teil ohne Einschränkung des Indikationsgebietes, erstattet.

In Deutschland setzen schon ca. 200 gastroenterologische Fachzentren (Klinik und Praxis) die Kapselendoskopie zur Dünndarmdiagnostik ein. Der jährliche Gesamtbedarf wird für die Indikation unklare gastrointestinale Erkrankungen auf 4.500 und für die Indikation chronisch entzündliche Darmerkrankungen auf 3.500 Untersuchungen pro Jahr geschätzt.

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